Lerntypen

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Welcher Lerntyp bin ich? Und wie kann ich davon profitieren?

Dein neues Erfolgsrezept: Lerntypen erkennen –> Lernstil anpassen –> Nerven schonen –> Prüfung bestehen!
Kennst du das? Du hast stundenlang gebüffelt, dir die Nächte um die Ohren geschlagen, bist praktisch mit der Nase im Lehrbuch eingeschlafen. Und doch kommst du am nächsten Morgen darauf, dass du dir nicht einmal die Hälfte der Lerninhalte gemerkt hast. Die Studienkollegin, die bei den Vorlesungen immer links neben dir sitzt, muss hingegen nur einmal richtig hinhören und hat den Lernstoff bereits perfekt intus. Irgendwie unfair, oder? Dabei hast du dir richtig Mühe gegeben und so viele Stunden in die Wissensaneignung investiert! Wie kann so etwas sein?

Das Problem ist nicht, dass du zu wenig gelernt hättest oder gar eine Lernschwäche hast. Nein, du hast einfach nur falsch gelernt! Denn nicht jede Lernmethode und jeder Lernstil eignet sich ideal für alle Menschen, alle Wahrnehmungskanäle und somit auch alle Lerntypen gleichermaßen.

Wir verraten dir, wie du deine individuellen Lernmethoden auf Basis des Konzepts der Lerntypen entwickelst – und wie du künftig gezielt mit ihnen arbeiten kannst.


Lerntypen: Ein neues Konzept?

Bereits Mitte des 17. Jahrhunderts, lange vor der Etablierung der modernen Lerntypologie, riet Johann Amos (Theologe, Philosoph und Pädagoge), beim Lernen so viele Sinneskanäle wie möglich zu nutzen. Allerdings sind die fünf Sinne (Hören, Riechen, Schmecken, Sehen und Tasten) bei jedem Menschen unterschiedlichen stark ausgeprägt. Jeder nimmt Lerninhalte auf unterschiedliche Weise auf, entsprechend differenziert sollten auch die Lernmethoden sein. Vereinfacht ausgedrückt: Jeder Mensch hat seine „Lieblings-Wahrnehmungskanäle“ oder „Lieblings-Sinneskanäle“.

Der Begriff „Lerntyp“ wurde vor 45 Jahren erstmals von Frederic Vester in seinem Werk „Denken, Lernen, Vergessen“ erwähnt. Allerdings waren Vesters Lerntypologien in der ursprünglichen Anwendungsform nicht ganz unumstritten. Trotzdem hat sich die Theorie der Lerntypen, ausgehend von Vesters erstmaliger Erwähnung, zunehmend verbreitet.

Welche Lerntypen gibt es?

Je nach Ausprägung der Sinneskanäle unterscheidet man in der Lerntypologie vier verschiedene Lerntypen.

  1. Der auditive Lerntyp: Lernen durch Zuhören
    Der auditive Lerntyp nimmt Inhalte auf akustische Weise leicht auf, verarbeitet und behält sie rasch und kann sie auch wiedergeben. Es kann problemlos über einen längeren Zeitraum aufmerksam zuhören und „saugt“ die akustisch vermittelten Informationen regelrecht auf. Er muss sich dabei nicht viele Notizen machen. Bestes Beispiel für einen auditiven Lerntyp wäre die zu Beginn erwähnte Sitznachbarin, die sich bereits bei der Vorlesung die wichtigsten Inhalte durch ihren bevorzugten Wahrnehmungskanal, das Hören, einprägt.

  2. Der visuelle Lerntyp: Lernen durch Sehen und Beobachten
     Für den visuellen Lerntyp steht der optische Aspekt im Vordergrund. Er liest und beobachtet gerne, wobei das Lesen in der Lernsituation oftmals nur eine untergeordnete Rolle spielt. Viel wichtiger sind Grafiken, wie etwa Diagramme und Tabellen, Fotos, Symbolbilder und Bewegtbildinhalte. Mit Dozenten, die still am Pult stehen und ihren Lehrstoff bzw. die Lerninhalte einfach nur runterrattern, wird er nicht glücklich. Er schreibt fleißig mit und erweitert die Notizen durch grafische Elemente.

  3. Der haptische Lerntyp: Lernen durch Bewegen und Fühlen
    Als Praktiker will er Handlungsabläufe selbst nachvollziehen, ertasten, fühlen, „begreifen“. Praxiserfahrung steht an erster Stelle. Erklärungen und Lösungen werden im Bestfall nicht simpel von einem Dozenten vorgekaut, sondern selbst erarbeitet. Dabei muss es sich aber nicht unbedingt um manuelle Arbeit handeln. Es hilft bereits, Inhalte durch Computerprogramme zu simulieren und nachzuvollziehen.

  4. Der kommunikative Lerntyp: Lernen durch Sprechen
    Traditionelle Vorlesungen sind für den kommunikativen Lerntyp ein Graus. Für ihn steht bei der Wissensaneignung die sprachliche Auseinandersetzung im Vordergrund. Er möchte die Inhalte mit anderen Menschen besprechen, sich darüber austauschen. Je mehr Diskussion zustande kommt, desto besser. Auch das Halten von Vorträgen und Referaten kann in diesem Zusammenhang hilfreich sein.

Wie exakt bin ich einem Lerntyp zuzuordnen?

Im wahren Leben wirst du kaum einen perfekt isolierten Lerntyp 1, 2, 3 oder 4 finden. Die Lernpsychologie ist sich einig, dass wir eine Mischung aus verschiedenen Lerntypen mit jeweils ganz unterschiedlichen Ausprägungen der Wahrnehmungskanäle darstellen. Je nachdem, wie ausgeprägt unsere Sinneskanäle und Vorlieben sind, können wir uns in mehreren Lerntypen wiederfinden. Wenn du so möchtest, sind wir eine Kombination aus verschiedenen Lerntypen, wobei es herauszufinden gilt, welcher am stärksten ausgeprägt ist. Eine entscheidende Rolle spielt die Gewichtung. So können sich etwa der kommunikative Lerntyp und der haptische Lerntyp sehr oft überschneiden.

Der Lerntypentest – Welche Lerntypen treffen auf mich zu?

Im Internet werden oftmals sogenannte Lerntypentests angeboten, etwa in Form eines Fragebogens oder eines Multiple-Choice-Verfahrens. Diese Lerntypentests bieten eine Möglichkeit, um sich erstmalig mit dem Thema Lerntypen etwas näher auseinanderzusetzen. Allzu ernst sollte man die Ergebnisse dieser recht oberflächlichen Lerntypentests aber nicht nehmen.

Wenn du herausfinden möchtest, zu welchen Lerntypen du wirklich zählst, musst du dich jedoch einfach nur selbst beobachten. Bist du jemand, der gerne diskutiert? Helfen dir grafische Darstellungen, um Lerninhalte zu verstehen und zu behalten? Hörst du am liebsten aufmerksam zu? Wie schauen deine Mitschriften aus? Erweiterst du die Notizen mit Zeichnungen? Oder reichen dir bereits Stichworte zur Wissensaneignung?

Wenn du dir diese und ähnliche Fragen stellst, brauchst du keinen Online-Lerntypentest abzulegen. Denn ausgehend von den vier zuvor genannten Definitionen kannst du nun ganz leicht selbst bestimmen, welchen Lerntypen du dich zugehörig fühlst. Ausgehend davon kannst du nun mit gezielten Lernmethoden und Tipps das Maximum aus dir herausholen.

Tipp! Hier haben wir dir vier Lerntipps für alle Lerntypen zusammen gestellt.

Lerntipps für auditive Lerntypen
Du kannst bereits aus der Vorlesung viel mitnehmen, egal, ob du vor Ort oder digital zugeschaltet bist. Im besten Fall schreibst du wenig bis gar nicht mit, sondern nimmst den Vortrag kurzerhand mit dem Handy oder einem Diktiergerät auf. Es ist sinnvoll, wenn du dir als auditiver Lerntyp die Inhalte beim Lernen Zuhause selbst vorsagst. Versuche störende Geräusche, wie etwa Musik, zu vermeiden.

Lerntipps für visuelle Lerntypen
Als visueller Lerntyp solltest du schon beim Mitschreiben eigene Grafiken und Bilder nutzen. Mitunter reichen bereits einfache Darstellungen mit Pfeilen und kleinen Diagrammen. Es kann helfen, Lerninhalte zu visualisieren und in deinem Kopf mit bestimmten Bildern in Verbindung zu bringen. Arbeite mit Farben, Flipcharts und Textmarkern. Mindmapping-Tools aus dem Internet können für visuelle Lerntypen ebenso eine Stütze sein.

Lerntipps für haptische Lerntypen
Es wird nicht immer möglich sein, Vorgänge praktisch nachzubilden. Du kannst dir aber durchaus selbst Übungen ausdenken, die der Praxis nahekommen. Rollenspiele sind für haptische Lerntypen ebenfalls sinnvoll. Schon die Nutzung eines Anti-Stress-Balls oder eines Handmuskeltrainers kann dir dabei helfen, den Lernstoff besser zu behalten.

Lerntipps für kommunikative Lerntypen
Die einfachste Methode, um Inhalte zu wiederholen und einzuprägen, stellen für dich Lerngruppen dar. Es macht dir als kommunikativer Lerntyp Spaß, Inhalte vorzutragen und gemeinsam mit deinen Kolleginnen und Kollegen zu diskutieren. Solltest du keine Möglichkeit zur Bildung einer Lerngruppe haben, kannst du die Inhalte auch Freunden und Verwandten vortragen. Wenn es dir gelingt, komplizierte Inhalte einfach zu vermitteln, hast du schon gewonnen.

Die richtige Mischung zählt!

Konzentriere dich nicht zu sehr auf eine bestimmte Methode, sondern kombiniere unterschiedliche Techniken in unterschiedlichen Lernsituationen. Je nachdem, welchen Lerntypen du dich zugehörig fühlst. Schließlich haben wir alle nicht nur einen Sinneskanal – und je mehr Sinnesorgane du testest, desto eher wirst du deinen bevorzugten Sinneskanal und somit deinen Lerntyp samt zugehöriger Lernmethoden herausfinden.

Der Erfolg wird nicht über Nacht eintreten, mitunter musst du erst ein wenig herumprobieren. Wenn eine Methode wider Erwarten nicht zum Erfolg führt, solltest du sie einfach weglassen. „Es wurde immer schon so gemacht“, ist keine probate Lösung.
Du wirst sehen:

Wenn du deine Lerntypen und die dazu passenden Techniken erst mal gefunden hast, wird dir das Lernen viel leichter fallen. Garantiert!