Abitur nachholen

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Abitur nachholen? Kein Problem! Wie und wo du das Abitur ganz einfach nachholen kannst

Es gilt als Tor zur Welt, als Schlüssel zu unendlichen Möglichkeiten und zu unbegrenzter beruflicher Entfaltung – mit einem Abitur stehen dir jene Türen offen, welche dir ohne dessen Besitz wohl oder übel verschlossen blieben. Für viele Studiengänge oder Berufe ist die Allgemeine Hochschulreife unabdinglich. Hast du hohe Gehaltsvorstellungen oder möchtest später im Chefsessel sitzen, ist das Abitur ebenfalls zu empfehlen. Du besitzt kein Abitur? Das ist kein Problem:

Es gibt zahlreiche Wege, auf denen du dein Abitur auf dem zweiten, oder sogar auf dem ersten Bildungsweg nachholen kannst. Welche das sind, erfährst du hier.

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Drei Formen der Hochschulreife

Unter der Hochschulreife wird allgemein die Befähigung verstanden, an einer Hochschule studieren zu können. Besitzt du demnach die Hochschulreife, bist du studierfähig. Dennoch ist Hochschulreife nicht gleich Hochschulreife! Die Hochschulzugangsberechtigung kannst du auf drei Arten erlangen:

Und was ist mit dem Fachabitur/Fachabi? Der Begriff Fachabitur ist in aller Munde, hat jedoch keine einheitliche Bedeutung. Mit Fachabitur wird sowohl die Fachgebundene Hochschulreife als auch die Fachhochschulreife bezeichnet.

Welche Vorteile bietet mir das Abitur?

Bessere Berufsaussichten, mehr Geld, höhere Allgemeinbildung – das Abitur bringt zahlreiche Vorteile mit sich und öffnet nachweislich die Türen für Aufstiegschancen im Job. Dass die Bedeutung des Abiturs zunimmt, zeichnet sich auch in der Bevölkerung ab. Laut Destatis (Statistisches Bundesamt)[1] hatten im Jahr 2017 26% der 60- bis 64-jährigen Personen in Deutschland eine Fachhochschul- oder Hochschulreife. Bei den 20- bis 24-Jährigen waren es 53% - also jede/r Zweite/r. Begründet werden kann dies u.a. durch das steigende Angebot an Nachholmöglichkeiten des Abiturs auf dem 2. Bildungsweg. Andererseits besuchen heutzutage mehr Schüler/-innen ein Gymnasium als früher.

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Während in der Zwischenzeit zahlreiche Studiengänge entwickelt wurden, die Studieren ohne Abitur ermöglichen und gute Berufsaussichten nicht mehr zwangsläufig von der Allgemeinen Hochschulreife abhängig sind, gibt es dennoch einige Aspekte, die sich ganz klar für das Abitur aussprechen. Folgende Vorteile bietet dir das Abitur:

Ablauf der Abiturprüfung

Die Abiturprüfung besteht, abhängig vom Bundesland, aus vier bis fünf Prüfungsfächern. Du wählst meist zwei bis drei Leistungskurse (bzw. Kurse mit erhöhtem Anforderungsniveau), in denen die Lehre vertiefend im Ausmaß von jeweils fünf Wochenstunden erfolgt, sowie Grundkurse (bzw. Kurse mit grundlegendem Anforderungsniveau). Ein bis zwei der Leistungskurse müssen Mathematik, Deutsch, eine fortgeführte Fremdsprache oder Naturwissenschaft sein. Im letzten Leistungskurs hast du die Wahl zwischen naturwissenschaftlichen Lerninhalten (z.B. Biologie, Chemie, Physik), gesellschaftswissenschaftlichen Fächern (z.B. Geschichte, Religion, Ethik, Sozialkunde) sowie Sprachen. Schriftlich geprüft werden meist die Leistungskurse sowie ein Grundkurs. Der Prüfungsmodus der restlichen Grundkurse ist mündlicher Natur. In vielen Teilen Deutschlands ist der schriftliche Teil der Abiturprüfung zentralisiert. Das sogenannte Zentralabitur wird also von einer zentralen Behörde (u.a. vom jeweiligen Kultusministerium) zusammengestellt. Deine Gesamtnote im Abiturzeugnis setzt sich aus der Bewertung der einzelnen Leistungskurse, der Grundkurse sowie der Bewertung der gesamten Abiturprüfung auseinander.

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Unterschiede in den Bundesländern

Das Schulsystem unterliegt in Deutschlands 16 Bundesländern jeweils anderen Regelungen und Bewertungssystemen. Es gibt deutschlandweit beispielsweise nicht das gleiche Angebot an Schulformen, häufig werden Bildungseinrichtungen auch unterschiedlich bezeichnet. Das Abitur unterliegt ebenso verschiedenen Richtlinien. In Hessen müssen beispielsweise vier Prüfungsfächer, davon drei schriftlich und eines mündlich, abgelegt werden. Hinzu kommt eine fünfte Prüfungsleistung, wie z.B. eine Präsentationsprüfung. In Sachsen sind drei Prüfungsfächer (zwei Leistungsfächer und ein Grundkurs) schriftlich zu absolvieren, zwei weitere Grundkurse müssen mündlich abgelegt werden. In Baden-Württemberg z.B. ist die gymnasiale Oberstufe anders organisiert – hier musst du Prüfungen in den Kernkompetenzfächern Deutsch, Mathematik und einer Fremdsprache, eine Prüfung in einem Profilfach (u.a. Fremdsprache oder Naturwissenschaft) sowie in einem Neigungsfach (wie z.B. Fremdsprache, Naturwissenschaft, Gesellschaftswissenschaft) ablegen. Wiederum andere Bundesländer sehen eine Abiturprüfung in lediglich vier Fächern, davon nur eines mündlich, vor.

Wo und wie kann ich mein Abitur nachholen?

Du hast deine Schullaufbahn abgebrochen oder nach der Realschule keine weitere Schule besucht? Du besitzt die Fachgebundene Hochschulreife oder Fachhochschulreife, möchtest aber lieber uneingeschränkt an einer Universität studieren? Du bist arbeitslos oder willst dich im Zuge eines Studiums selbst verwirklichen und alles Bisherige auf den Haufen werfen? Egal aus welchem Grund du kein Abitur hast: Die Allgemeine Hochschulreife nachträglich zu erlangen, ist prinzipiell für jede/n möglich. Es gibt zahlreiche Anbieter, die es dir ermöglichen, das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg (oder sogar auf dem Ersten) nachzuholen – auch neben Beruf und Familie.
Dabei darfst du es keinesfalls als Schande betrachten, das Abitur nicht auf dem klassischen Weg erlangt zu haben! Entschließt du dich, die Allgemeine Hochschulreife nachträglich zu absolvieren, beweist du Ehrgeiz und Disziplin. Außerdem hast du wahrscheinlich schon berufliche Erfahrungen gesammelt oder stehst mitten im Leben und besitzt damit einen größeren Erkenntnisschatz als der Großteil der durchschnittlichen Abiturienten und Abiturientinnen.

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Abitur nachholen auf dem 1. Bildungsweg
Unter dem ersten Bildungsweg versteht man die schulische Ausbildung, wie sie vom deutschen Bildungssystem vorgesehen ist. Der erste Bildungsweg beginnt also mit dem Besuch der vierjährigen Grundschule sowie einer anschließenden, weiterführenden Schule (z.B. Haupt-, Real-, Gesamtschule oder Gymnasium) und endet mit dem Schulabschluss. Während Haupt- oder Realschulen den Erwerb des Hauptschulabschlusses oder der Mittleren Reife ermöglichen, werden die Schüler/-innen eines G8- oder G9-Gymnasiums (12- oder 13-jährige Schullaufbahn) auf die Abiturprüfung vorbereitet.

Wenn du nicht älter als 21 Jahre alt bist und die Mittlere Reife besitzt, kannst du das Abitur noch auf dem ersten Bildungsweg nachholen.

Dies wird z.B. an staatlichen Gymnasien sowie an privaten Schulen, die sich in freier Trägerschaft befinden, angeboten. Privatschulen können dabei in Ersatz- und Ergänzungsschulen untergliedert werden. An anerkannten Ersatzschulen, z.B. an manchen Waldorfschulen, wird dir das Abitur seitens der Schule verliehen. Staatlich genehmigte Ersatzschulen dürfen dir das Abiturzeugnis meist nicht selbst aushändigen – hier muss zusätzlich eine sogenannte Externenprüfung absolviert werden.
Beachte, dass sich die Regelungen in den verschiedenen Bundesländern stark voneinander unterscheiden können! Hier [3] kannst du dich über den Ablauf der Abiturprüfung an Waldorfschulen gemäß einer Vereinbarung der Kultusministerkonferenz (KMK) informieren.

Abitur nachholen auf dem 2. Bildungsweg
Der zweite Bildungsweg beschreibt die Möglichkeit, auch im Erwachsenenalter ohne höhere Schulbildung bzw. nach Abbruch der gymnasialen Oberstufe Schulabschlüsse und Hochschulzugangsberechtigungen zu erlangen. Zusätzlich zum Abitur können an Bildungseinrichtungen des zweiten Bildungsweges Schulabschlüsse, wie der Hauptschulabschluss oder die Mittlere Reife (auch Realschulabschluss oder Fachoberschulreife) sowie Bildungsabschlüsse, wie die Fachhochschulreife oder Fachgebundene Hochschulreife nachgeholt werden. Das Angebot an jenen Einrichtungen unterscheidet sich in den Bundesländern voneinander.
Bildungseinrichtungen des zweiten Bildungsweges sind z.B.:

Zusätzlich besteht die Möglichkeit, das Abitur an einer Berufsoberschule (BOS), Fachoberschule (FOS) oder online in Eigenregie nachzuholen.

Möchtest du das Abitur nachholen und besitzt bereits die fachgebundene Hochschulreife, musst du nur eine Prüfung in einer zweiten Fremdsprache absolvieren, also z.B. in Französisch oder Spanisch.

Nichtschüler-Abiturprüfung
Ein weiteres wichtiges Schlagwort, das mit dem Nachholen des Abis im Zusammenhang steht, ist die sogenannte Nichtschüler-Abiturprüfung: Die Nichtschüler-Abiturprüfung hat viele Namen. Je nachdem, in welchem Bundesland man sich befindet, ist z.B. von der Externen-Abiturprüfung, vom externen Abitur, von der Abiturprüfung für Nichtschüler/-innen oder der Schulfremden-Abiturprüfung die Rede. Sie steht am Abschluss eines Abitur-Vorbereitungskurses, der z.B. an Abendgymnasien, Fernschulen, Volkshochschulen oder an einigen Kollegs abgehalten wurde und richtet sich v.a. an Personen, die bisher keine Schulform mit Abi-Abschluss besucht haben. Im Gegensatz zur klassischen Abiturprüfung stellt die Nichtschülerprüfung das Abitur des zweiten Bildungsweges dar.

Hast du keine externe Einrichtung zur Vorbereitung auf die Prüfung besucht, kannst du auch (online) im Selbststudium für die Abiturprüfung lernen, beim Kultusministerium deines Bundeslandes eine Zulassung beantragen und im Anschluss an der Externenprüfung teilnehmen. Dann ist das Nachholen des Abiturs bereits in einem Jahr zu schaffen! Mit der Nichtschülerprüfung ist es ebenso möglich, fehlende Schulabschlüsse (wie z.B. den Hauptabschluss oder die Mittlere Reife) sowie Bildungsabschlüsse, wie die Fachhochschulreife, nachzuholen.
Zur Teilnahme an der Abiturprüfung für Nichtschüler/-innen ist laut einer Vereinbarung der Kultusministerkonferenz[4] jede/r berechtigt, der/die „in dem der Prüfung vorausgegangenen Jahr nicht Schülerin oder Schüler einer gymnasialen Oberstufe einer öffentlichen oder nach Landesrecht ihr gleichgestellten privaten Schule oder eines Abendgymnasiums oder Kollegs gewesen ist und nachweisen kann, dass sie oder er sich angemessen auf die Prüfung vorbereitet hat“. Zur Nichtschülerprüfung wirst du nicht zugelassen, wenn du die Abiturprüfung zweimal nicht erfolgreich bestanden hast. Hast du die externe Abiturprüfung beim ersten Mal nicht positiv absolviert, hast du erst ein Jahr nach der Teilnahme einen weiteren Versuch frei.

Begabtenprüfung
Eine weitere Möglichkeit, das Abitur nachträglich zu erlangen, stellt die Begabtenprüfung dar. Von dieser Prüfung können v.a. „besonders befähigte Berufstätige“ profitieren. Die Kultusministerkonferenz hält hierzu in einer weiteren Vereinbarung[5] fest, dass berufstätige Personen, „die auf Grund ihrer Begabung, ihrer Persönlichkeit und ihrer Vorbildung für ein Hochschulstudium in Frage kommen, aber keine allgemeine Hochschulreife besitzen“ die Prüfung für den Hochschulzugang besonders befähigter Berufstätiger ablegen können, wenn:

Möchtest du mehr über die Begabtenprüfung erfahren, kannst du dich hier[6] informieren. Wenn du weitere Informationen zur Abiturprüfung für Nichtschüler/-innen erhalten willst, wirst du hier[7] fündig. Wie die Externen-Abiturprüfung genau geregelt ist und was du sonst noch darüber wissen musst, erfährst du u.a. beim Schulministerium, bei der jeweiligen Schulbehörde, bei der Bezirksregierung des Bundeslandes sowie beim Bundesministerium für Bildung und Forschung[8].

Kosten und Fördermöglichkeiten (BAföG)

Wenn du dich dazu entschließt, das Abi nachzuholen, kommen zwangsläufig einige Kosten auf dich zu. Besuchst du eine öffentliche Einrichtung, ist diese zwar oft vom Staat gefördert und verlangt keine Kursgebühren, doch meist ist neben der Lehre eine parallele Berufstätigkeit zeitlich und rechtlich nicht möglich. Um deine Lebenskosten, Prüfungs- und Lehrmaterial-Gebühren dennoch zu decken, kannst du z.B. Fördermöglichkeiten, wie das Bundesausbildungsförderungsgesetz BAföG, in Anspruch nehmen. Auch Studienkredite oder Stipendien können zur Mitfinanzierung herangezogen werden. Ebenso kann dein/e Arbeitgeber/in nach Absprache einen Teil der Ausbildung mitfinanzieren.

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Das elternunabhängige BAföG erleichtert dir das finanzielle Auskommen während des zweiten Bildungsweges. Das BAföG wird im Normalfall deinen gesamten Abi-Kurs über ausbezahlt – auch, wenn du einmal sitzenbleiben solltest. An den Bezug des BAföG sind aber einige Voraussetzungen geknüpft. Die elternunabhängige Förderung steht dir zu, wenn du z.B. ein Kolleg oder Abendgymnasium besuchst, welches deine Arbeitskraft vollends beansprucht und du bei Ausbildungsbeginn noch nicht das 30. Lebensjahr erreicht hast. Ausnahme hierbei ist beispielsweise die Betreuung eines minderjährigen Kindes.
Des Weiteren solltest du nicht mehr bei deinen Eltern wohnhaft sein. Zusätzlich musst du u.a. deutsche/r Staatsbürger/in sein. Da das BAföG sich v.a. an Schüler/-innen wendet, die für ihren Lebensunterhalt nicht aus eigener Tasche aufkommen können, muss gewährleistet sein, dass du an der jeweiligen Einrichtung Vollzeit (mind. 20h/Woche) lernst und sonst keine nennenswerten Einkünfte erzielst. Ausnahmen bei der Ausbezahlung des BAföG gibt es z.B. für Verheiratete, Ausländer/-innen oder für die Lehre an Abendgymnasien und Fernschulen. Da individuelle Ausnahmen beim BAföG-Bezug möglich sind, kannst du hier[9] nähere Informationen einholen und überprüfen, ob du für einen Antrag in Frage kommst.

Welche Voraussetzungen brauche ich, um das Abitur nachzuholen?

Voraussetzungen, die du für den Besuch eines Kollegs, einer Abendschule, VHS und Co. mitbringen musst, unterscheiden sich in den einzelnen Bundesländern voneinander. In der Regel musst du über folgende Voraussetzungen verfügen:

Folgende Tätigkeiten können eine fehlende Berufstätigkeit ersetzen:

Unterschiede zwischen Kolleg, Abendschule, Fernschule und VHS

Da sich die Bildungseinrichtungen hinsichtlich ihrer Lehr- und Vermittlungsformen unterscheiden, listen wir dir im nächsten Schritt alle Besonderheiten und Merkmale der verschiedenen Anbieter auf. Du erfährst, welche Zeitmodelle angeboten werden, welche Dauer die Kurse in Anspruch nehmen, wie sich der Ablauf des Kurses gestaltet und welche Kosten dich dabei erwarten.

Abitur nachholen am Kolleg

Kollegs richten sich v.a. an Erwachsene unterschiedlicher Altersgruppen. Hast du eine abgeschlossene Berufsausbildung und bist mindestens 18 Jahre alt, kannst du ein Kolleg in Erwägung ziehen. Der Unterricht erstreckt sich (abhängig von deinen Vorkenntnissen) über 2 bis 3,5 Jahre und findet am Kolleg Vollzeit statt, d.h. du musst dir ca. 30 bis 32 Stunden pro Woche freihalten. Aufgrund der zeitintensiven Lehre an einem Kolleg ist eine parallele Berufstätigkeit meist nicht möglich und auch rechtlich ausgeschlossen (Ausnahme: Nebenjob bzw. Minijob). Das Kolleg bereitet dich im Zuge einer einjährigen Einführungsphase und einer zweijährigen Qualifikationsstufe auf die Abiturprüfung vor. Im Vorhinein kannst du einen Vorkurs (6 Monate) besuchen, welcher die für den Kurs erforderlichen Kenntnisse in den Fächern Mathematik, Deutsch, Englisch und einer zusätzlichen Fremdsprache vermittelt und dich optimal auf den Kurseinstieg vorbereitet. Hast du einen Hauptschulabschluss, musst du an diesem Vorkurs verpflichtend teilnehmen. Besitzt du einen Realschulabschluss, kannst du den Vorkurs als vorteilhafte Auffrischung deiner Kenntnisse betrachten, er ist für dich aber nicht verbindlich.

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In eigenem Ermessen kannst du an einem Eignungstest teilnehmen und den Vorkurs „überspringen“. Absolvierst du den Eignungstest positiv, wirst du sofort zur Einführungsphase zugelassen und verkürzt deine Zeit im Kolleg um sechs Monate. Allerdings kann der Eignungstest bei negativem Ergebnis nicht erneut abgelegt werden! Du kannst dich aber im folgenden Jahr für den Vorkurs anmelden.
In der Einführungsphase (E-Phase) steht der Schulstoff der 11. Klasse im Vordergrund. Die positive Absolvierung der Einführungsphase ist Voraussetzung, um die Qualifikationsstufe zu besuchen. Die Einführungsphase dient dem Zweck, alle Teilnehmer/-innen auf den gleichen Wissensstand zu bringen und mögliche Wissenslücken aus dem Weg zu räumen. Fächer und Lerninhalte, mit denen du dich in der Einführungsphase auseinandersetzt, sind:

Du kannst die Einführungsphase überspringen und das Kolleg bereits nach zwei Jahren abschließen, wenn du

In der Qualifikationsstufe/Kursphase werden in zwei Semestern die Inhalte der gymnasialen Oberstufe (bzw. der 12. und 13. Schulstufe) gelehrt. Hier entscheidest du dich für jene Fächer, in denen du deine Abiturprüfung ablegen möchtest. Bundesländerspezifische Abweichungen sind dabei zu beachten. Meist wählst du dein erstes und zweites Abiturfach – zwei im Ausmaß von jeweils fünf Wochenstunden. Zusätzlich wählst du dein drittes und viertes Abiturfach – zwei Grundkurse im Ausmaß von zwei bis drei Wochenstunden.  Im letzten Semester des Kollegs nimmst du an der Abiturprüfung teil. Gelegentlich kann an Kollegs auch die externe Abiturprüfung abgelegt werden.

Besuchst du ein öffentliches bzw. staatliches Kolleg, hast du meist keine Kosten zu erwarten. Ausnahmen sind z.B. der Unkostenbeitrag für Lehrmaterialien oder Anmeldegebühren für Prüfungen. Beachte aber, dass du während des Besuchs eines Kollegs nicht arbeiten und allenfalls einen Minijob ausüben darfst. Dennoch hast du Lebenserhaltungskosten, die du durch die fehlenden Einnahmen aus einem beruflichen Verhältnis womöglich nicht decken kannst. In solchen Fällen kannst du einen Antrag auf BAföG stellen. Private Kollegs fordern häufig monatliche Gebühren, bis zu € 300/Monat.

Für den Besuch des Vorkurses wird kein BAföG gewährt! Du kannst es erst für den Beginn der Einführungsphase beantragen.

Abitur nachholen an der Abendschule

Du möchtest nach Feierabend nicht auf der Couch liegen, sondern etwas für deine Karriere tun? An der Abendschule ist das möglich! Hier kommen berufstätige Nachteulen voll auf ihre Kosten, denn der Unterricht findet an der Abendschule nach Dienstschluss statt. Während du an einem Abendgymnasium dein Abitur nachholen kannst, führen Abendhauptschulen und Abendrealschulen – wie der Name bereits verrät, zum Haupt- oder Realschulabschluss. Die Abendschule besuchst du meist unter der Woche, seltener auch am Wochenende. Die Kurse beginnen gegen 17:00 und enden um ca. 22:00. Vereinzelt besuchst du Kurse nur an manchen Abenden und erarbeitest dir gewisse Lerninhalte eigenständig (Blended-Learning). Zudem werden oft auch Vormittags- oder Mittagskurse angeboten. Der wöchentliche Zeitaufwand für die Lehre an der Abendschule liegt bei ca. 22 Stunden, mindestens jedoch bei 20 Wochenstunden. An der Abendschule absolvierst du die Einführungs- und Qualifikationsphase sowie, bei Bedarf, den Vorkurs. Die Gesamtdauer des Kurses beträgt daher drei bis vier Jahre. Du kannst bei Vorhandensein der Fachhochschulreife (oder einem Äquivalent), die Einführungsphase überspringen und sofort mit der Qualifikationsphase starten – deine Ausbildungsdauer verkürzt sich dabei auf zwei Jahre.Viele Abendschulen erhalten Förderungen vom Staat und ermöglichen dir daher die kostenlose Nutzung des Lehrangebots. Meist stehen dir auch Lernmittel kostenlos zur Verfügung. Besuchst du hingegen private Abendschulen, hast du mit Kosten (bis zu € 300/ Semester) zu rechnen. Ein Antrag auf BAföG ist in u.a. in den letzten drei Semestern möglich.

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Abitur nachholen an der Fernschule

Du bevorzugst es, flexibel und ortsunabhängig in Eigenregie zu lernen? Das soziale Umfeld ist dir dabei nicht so wichtig? Wie wär’s dann mit einem Fernabi? Fernschulen ermöglichen es dir, dich im Fernunterricht bequem von zu Hause aus auf das Abitur vorzubereiten. Dieses legst du dann als Externen-Abiturprüfung ab – hierfür wird deine Präsenz vor Ort erforderlich. Der wöchentliche Aufwand liegt ca. bei 15 Stunden. Das Fernstudium kann sich, je nach Anbieter, über 30 bis 48 Monate erstrecken. Wenn du es besonders eilig hast, kannst du das Abitur bereits in einem Jahr nachholen. Am Fernunterricht ist es möglich, sowohl mit einem Hauptschulabschluss als auch mit einem Realschulabschluss teilzunehmen. Du entscheidest dich an der Fachschule für acht Prüfungsfächer, davon zwei Leistungskurse. Dabei muss ein Leistungskurs in den Fächern Mathematik, Deutsch oder in einer Naturwissenschaft abgehalten werden. Zudem legst du im Rahmen des Fernunterrichts fest, in welchen Prüfungsfächern du schriftlich sowie mündlich antreten willst. In den Leistungskursen ist die Prüfung in jedem Fall schriftlich. Bei Fragen oder Problemen kannst du dich an Studienbetreuer/-innen oder Tutor/-innen wenden. Interessierst du dich für ein Fernabi, hast du meist mit Kosten im vierstelligen Bereich zu rechnen, kannst aber unter Umständen BAföG beantragen.

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Anbieter des Fernabiturs sind u.a. das ILS – Institut für Lernsysteme und die SGD – Studiengemeinschaft.

Auf unserer Website findest du übersichtliche Beschreibungen zu den Fernkursen der SGD und ILS. Du kannst auf diesem Weg auch direkt Informationsmaterialien anfordern und dich mit der Hochschule in Verbindung setzen. Folgende Links führen dich zu den Fernkursen:

Weitere Fernschulen, die das Nachholen des Abiturs im Fernunterricht ermöglichen, sind z.B.:

Abitur nachholen an der Volkshochschule

An Volkshochschulen kannst du neue Sprachen lernen, Kreativ-Kurse besuchen oder dich auf verschiedene Prüfungen vorbereiten – die Abiturprüfung ist eine davon! Vorbereitungskurse, die dich fit fürs Abitur machen, finden meist vormittags, abends oder am Wochenende statt und eignet sich optimal für Berufstätige!

Da Volkshochschulen nicht prüfungsberechtigt sind, dürfen sie selbst keine Abiturprüfungen anbieten. Du wirst du in den Kursen daher lediglich auf die Abiturprüfung vorbereitet und legst diese als Externen-Abiturprüfung vor einer Prüfungskommission ab. Du kannst dich an der VHS aber auch für Kurse entscheiden, die deine Kenntnisse in verschiedenen Fächern des Abiturs auffrischen und festigen oder dich auf die Abiturprüfung an allgemeinbildenden Gymnasien vorbereiten. Angeboten werden z.B. Crash-/Trainingskurse in Mathematik oder Deutsch. Kooperiert eine VHS mit einer Abendschule oder einem Kolleg, gelten wiederum andere Gesetze.

Wie auch bei Kollegs oder Abendschulen untergliedert sich die Lehre an der VHS meist in einen Vorkurs, einen Einführungskurs und die Qualifikationsstufe/Kursphase und nimmt zwei bis vier Jahre in Anspruch. Du wählst jene Lerninhalte, in denen du dein Abitur später ablegen möchtest.

Voraussetzungen, die zum Besuch der VHS berechtigen, bestimmt die VHS in eigenem Ermessen. Diese hängen zudem vom jeweiligen Kurs ab und sind vergleichbar mit jenen für Abendgymnasien oder Kollegs. Für die Teilnahme an VHS-Kursen musst du Gebühren bezahlen. Diese sind von der Dauer der Kurse abhängig bzw. davon, über wie viele Semester sich der Kurs erstreckt. Rechne am besten mit bis zu € 600/ Semester. BAföG steht dir hierbei nicht immer zu, da es sich bei Volkshochschulen nicht per se um förderfähige Ausbildungsstätten handelt. Die jeweilige Landesbehörde entscheidet, ob der Kurs den Voraussetzungen entspricht, um BAföG ausbezahlen zu können. Einen Antrag zu stellen, kann aber nicht schaden!

Welcher Anbieter passt am besten zu mir?

Bei der Wahl des passenden Anbieters kommt es ganz auf deine Präferenzen an: Möchtest du Vollzeit lernen oder Teilzeit? Ist dir Präsenzunterricht lieber oder bevorzugst du Lernen in Privatsphäre, am besten am PC von daheim aus? Macht es dir etwas aus, nach der Arbeit noch in die Abendschule zu gehen oder willst du festgelegte Zeiten, die sich mit deinem Beruf oder deiner Familie gut vereinbaren lassen, z.B. vormittags oder am Wochenende? All dies sind Fragen, die bei deiner Entscheidung für einen Anbieter eine wichtige Rolle spielen.

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Abitur nachholen – Anbieter in deinem Bundesland

Damit du dir der Vielzahl an Möglichkeiten, das Abitur nachzuholen, bewusst wirst, haben wir dir hier einige Einrichtungen pro Bundesland aufgelistet:

Baden-Württemberg

Bayern

Berlin

Brandenburg

Bremen

Hamburg

Hessen

Mecklenburg-Vorpommern

Niedersachsen

Nordrhein-Westfalen

Rheinland-Pfalz

Saarland

Sachsen

Sachsen-Anhalt

Schleswig-Holstein

Thüringen

Kann ich auch andere Schulabschlüsse und Bildungsabschlüsse nachholen?

Ja, neben der allgemeinen Hochschulreife kannst du ebenso Haupt- oder Realschulabschlüsse nachholen, den Bildungsabschluss Fachhochschulreife erlangen oder eine umfassende Allgemeinbildung erwerben. 

Wenn du einen Haupt- oder Realschulabschluss nachholen willst, findest du bestimmt hier ein passendes Angebot für dich:

Hier findest du Angebote, wenn du die Fachhochschulreife erlangen willst. 

Hier sind die Angebote versammelt, die dir zu einer umfangreichen Allgemeinbildung verhelfen

Welche Studienmöglichkeiten habe ich ohne Abitur?

Mittlerweile gibt es ein großes Angebot an Studiengängen, die sich auch für Personen ohne Abitur eignen. Interessierst du dich dafür, ohne Abitur zu studieren? Alles dazu findest du in diesem Artikel

Fazit

Das Abitur hat einen guten Ruf – zu Recht! Es ermöglicht dir viele Berufsaussichten und Aufstiegschancen und hält auch ein höheres Gehalt für dich bereit. Es ist daher definitiv lohnenswert, das Abitur nachzuholen. Natürlich verlangt es aber auch einiges an Disziplin und Durchhaltevermögen, um sich mit den zahlreichen Lerninhalten, welche in der Abiturprüfung gefordert werden, auseinanderzusetzen. Doch ist es erst geschafft, hast du zahlreiche Vorteile und wirst nicht zuletzt mit Anerkennung belohnt!
Bist du motiviert und kannst gut aus eigenem Antrieb lernen, ohne auf das soziale Umfeld angewiesen zu sein, eignet sich vielleicht eine Fernschule für dich! Möchtest du, ähnlich wie in der Schule, im Klassenverbund lernen, kann die Abendschule das passende Modell für dich sein. Hast du momentan keinen Beruf oder hast du kein Problem damit, deine Berufstätigkeit für den Moment aufzugeben, kommt womöglich ein Kolleg für dich in Frage. Volkshochschulen sind für dich wie geschaffen, wenn du eine flexible Lehre zu festgelegten Zeiten präferierst. Egal, wie du dich entscheidest – wir wünschen dir viel Spaß bei der Vorbereitung und viel Erfolg für das Abitur!

[1] https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2019/02/PD19_055_213.html
[2] http://doku.iab.de/kurzber/2014/kb0114.pdf
[3] https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/veroeffentlichungen_beschluesse/1980/1980_02_21-Vereinbarung-Abipruefung-Waldorfschulen.pdf
[4] https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/veroeffentlichungen_beschluesse/1974/1974_09_13-Abipruefung-Nichtschueler-SekII.pdf
[5] https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/veroeffentlichungen_beschluesse/1982/1982_05_28-Pruefung-Hochschulzugang_bes_befaehig_Berufstaetige.pdf
[6] https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/veroeffentlichungen_beschluesse/1982/1982_05_28-Pruefung-Hochschulzugang_bes_befaehig_Berufstaetige.pdf
[7] https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/veroeffentlichungen_beschluesse/1974/1974_09_13-Abipruefung-Nichtschueler-SekII.pdf
[8] https://www.bmbf.de/
[9] https://www.xn--bafg-7qa.de/